Titelbild Newsletter, lachende Frau, welche am Boden sitzt mit einem Tablet in der Hand
Newsletter 2025-07-Headerbild Lachende Frau mit Tablett Canvas

Halbjahresrückblick 2025: 

Zwischen Börsenbeben und neuen Chancen 

 

Das erste Halbjahr 2025 hatte es in sich: mit hohen Kursausschlägen an den Börsen, geopolitischen Spannungen und einem überraschenden Favoritenwechsel an den internationalen Finanzmärkten. Nachdem US-Aktien lange Zeit als alternativlos galten, erlebten europäische Börsen in den vergangenen Monaten ein bemerkenswertes Comeback. 

So stieg der deutsche Standardwerteindex DAX seit Jahresbeginn um rund 17 Prozent – mehr als jeder große US-Index.

Icon Number 1
MorgenFund

Trump, Zölle, Kapitalflucht und eine neue Dynamik

Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung: die politische Unsicherheit in den USA. Seit Donald Trump im Januar seine zweite Amtszeit antrat, agiert er mit einem Mix aus Zollandrohungen, Verbalattacken und abrupten Kurswechseln. Die Ankündigung des sogenannten „Liberation Day“ im April, bei dem massive Zollerhöhungen in Kraft traten, löste weltweit Turbulenzen aus – und führte zu einem bemerkenswerten Abfluss von Kapital aus den USA.

Investmentmanager und Volkswirte sehen darin einen historischen Wendepunkt. Investoren zogen Milliardenbeträge von US-Märkten ab und schichteten stattdessen in europäische Aktien um. Besonders stark profitierten Märkte in Deutschland, Spanien und Italien. Noch ein weiteres Argument spricht für den Alten Kontinent: Während US-Aktien inzwischen als teuer gelten, erscheinen europäische Werte im internationalen Vergleich unterbewertet.

Icon Number 2
MorgenFund

DAX mit Rückenwind – Dow auf der Stelle

Die Zahlen sprechen für sich: Während der deutsche Leitindex DAX zweistellige Zugewinne verzeichnet, tritt der Dow Jones seit Jahresbeginn nahezu auf der Stelle. Auch der technologielastige Nasdaq-100-Index konnte nur moderat zulegen. Viele Fondsmanager haben ihr Übergewicht in US-Werten abgebaut und streben eine breitere geografische Diversifikation an. Zu den Gewinnern dieser Entwicklung zählt auch der japanische Aktienmarkt.

Icon Number 3
MorgenFund

Rüstungsaktien, Gold und Bitcoin auf dem Vormarsch

Neben klassischen Indizes verzeichneten auch bestimmte Sektoren und Anlageklassen ein starkes erstes Halbjahr. Angesichts wachsender geopolitischer Spannungen und aufgestockter Verteidigungsbudgets in vielen Ländern investierten viele Anleger verstärkt in die Rüstungsindustrie. Davon profitierten auch zahlreiche europäische Unternehmen. Gold erlebte ebenfalls ein Comeback als Krisenwährung, und der Bitcoin erreichte im Mai ein neues Allzeithoch.

Auf einige Trends, die im ersten Halbjahr an den Märkten zu beobachten waren, haben wir bereits in früheren MorgenFund-Newslettern aufmerksam gemacht.* So wiesen wir etwa im Februar auf das Bewertungsgefälle zwischen europäischen und US-amerikanischen Aktien hin. Auch das geldpolitische Umfeld in Europa und mögliche strukturelle Wachstumschancen – etwa im Bereich Halbleiter oder erneuerbare Energien – waren bereits Thema. Im März standen wiederum die wirtschaftspolitischen Auswirkungen der neuen US-Regierung sowie mögliche Reaktionen der Rohstoffmärkte im Mittelpunkt. Die aktuellen Kapitalflüsse und Marktreaktionen bestätigen viele dieser Überlegungen und unterstreichen die Bedeutung einer differenzierten Anlagestrategie in einem zunehmend komplexen Marktumfeld.

*Die vollständigen Ausgaben der Newsletter finden Sie hier:

Newsletter Februar 2025: Börsenjahr 2025 – Chancen bei Tech- und Europa-Aktien

Newsletter März 2025: Drill, baby, drill – was 2025 die Preise von Öl und Gold bewegt

Ruhe bewahren und Chancen erkennen

Trotz aller Herausforderungen bleibt das Fazit zur Jahresmitte vorsichtig optimistisch. Wer im Frühjahr trotz Kurseinbruch investiert blieb oder gezielt nachgekauft hat, konnte erhebliche Verluste bereits wieder wettmachen. Gerade in volatilen Phasen zeigt sich der Vorteil eines diversifizierten Portfolios und eines langfristigen Anlagehorizonts. Auch Sparpläne auf Fonds, ETFs oder andere breit gestreute Anlagevehikel erwiesen sich erneut als sinnvolle Strategie.

Rotes, minimalistisches Icon, symbolisiert eine Idee in Form einer Glühbirne.
Icon Note intern Icon Bilderpool

Bleibt Europa vorne?

Ob sich der neue Kapitalstrom nach Europa verfestigt, bleibt offen. Viele Beobachter rechnen mit einer Fortsetzung des Trends, wenn auch in abgeschwächter Form. Die Mischung aus politischer Unsicherheit in den USA, steigender US-Verschuldung und einem attraktiven Bewertungsniveau in Europa spricht jedenfalls dafür. 

Klar ist aber auch: Die Börsenlandschaft bleibt 2025 anspruchsvoll und dynamisch. Wer flexibel bleibt, besonnen agiert und nicht in Panik verfällt, kann auch in schwierigen Zeiten von Chancen profitieren.

Im Durchschnitt günstiger: 

Was bringt der Cost-Average-Effekt?

 

Wer mithilfe eines Sparplans Geld anlegt, ist wahrscheinlich schon einmal dem Begriff Cost-Average-Effekt begegnet. 

Was sich dahinter verbirgt, welche Vorteile für die Kapitalanlage dieser Effekt mit sich bringt und welche Erwartungen er nicht erfüllen kann, diese Fragen sollen im Folgenden geklärt werden.

Was versteht man unter dem Cost-Average-Effekt?

Der Cost-Average-Effekt, auf Deutsch auch Durchschnittskosteneffekt genannt, beschreibt eine Anlagestrategie, bei der regelmäßig ein fester Geldbetrag in Wertpapiere – etwa Aktien, Fonds oder ETFs – investiert wird, unabhängig vom aktuellen Kurs. Durch diese gleichmäßigen Investitionen kauft der Anleger bei niedrigen Kursen mehr Anteile und bei hohen Kursen weniger. Über die Zeit ergibt sich dadurch ein durchschnittlicher Einstandspreis, der oft unter dem arithmetischen Mittel der Kurse liegt.

Ein einfaches Beispiel: Wer über drei Monate je 100 Euro investiert und die Kurse schwanken von zehn auf fünf und wieder auf zehn Euro pro Anteil, der kauft zunächst zehn Anteile, dann 20 und zuletzt wieder zehn. Insgesamt werden so 40 Anteile für 300 Euro gekauft, was einem Durchschnittspreis von 7,50 Euro pro Anteil entspricht. Das Prinzip ist, dass Kursschwankungen genutzt werden, um einen günstigen Durchschnittspreis zu erzielen.

 

Ist der Cost-Average-Effekt wissenschaftlich fundiert?

Rein rechnerisch ist der Cost-Average-Effekt unbestritten: Wer regelmäßig investiert, erzielt einen Durchschnittspreis, der unter bestimmten Bedingungen günstiger sein kann als der Durchschnitt der Kurse. Allerdings wird in der wissenschaftlichen Literatur und von renommierten Ökonomen die Behauptung, dass der Cost-Average-Effekt automatisch zu einer höheren Rendite führt, klar widerlegt.

Bereits 1979 wurde nachgewiesen, dass Sparpläne mit Cost-Average-Effekt im Vergleich zu einer Einmalanlage in den meisten Fällen eine geringere Rendite erzielen. Allerdings ist der Grund ziemlich einfach, da die Startvoraussetzungen unterschiedlich sind: Bei einer Einmalanlage ist das gesamte Kapital von Beginn an investiert und profitiert vom Zinseszinseffekt sowie von allen Kurssteigerungen. Beim Sparplan hingegen wird das Geld nach und nach investiert, sodass nur ein Teil des Kapitals von Kursgewinnen profitiert, während der Rest noch nicht angelegt ist.

Auch Studien, die verschiedene Kursverläufe und Risikomaße berücksichtigen, kommen zu dem Ergebnis, dass der Cost-Average-Effekt zwar die Volatilität des Einstandspreises glättet, aber keine systematisch höhere Rendite gegenüber der Einmalanlage liefert. Insbesondere bei langen Anlagezeiträumen ist die Einmalanlage in nahezu allen Szenarien überlegen.

 

Wie sinnvoll ist es, mittels Sparplan den Cost-Average-Effekt zu nutzen?

Dennoch bietet der Cost-Average-Effekt einige praktische Vorteile, die ihn für viele Privatanleger attraktiv machen:

  • Risikominderung durch Disziplin: Regelmäßige Investitionen verhindern, dass Anleger versuchen, den „perfekten“ Einstiegszeitpunkt zu finden – ein Unterfangen, das selbst Profis selten gelingt. Dadurch wird das Risiko von Fehlentscheidungen durch Markttiming reduziert.
  • Emotionale Stabilität: Durch die Routine des Sparplans werden Anleger weniger von kurzfristigen Kursschwankungen beeinflusst und bleiben eher investiert, auch in turbulenten Marktphasen.
  • Flexibilität und Planbarkeit: Sparpläne sind einfach einzurichten, flexibel anpassbar und passen gut zu den monatlichen Einkommensströmen vieler Haushalte.

 

Allerdings ist der Cost-Average-Effekt nicht in jedem Fall die beste Wahl:

  • Renditepotenzial: Wer bereits eine größere Summe zur Verfügung hat und langfristig investieren möchte, erzielt mit einer Einmalanlage in der Regel eine höhere Rendite, da das Kapital länger am Markt investiert ist.
  • Marktentwicklung: In seitwärts tendierenden oder fallenden Märkten kann der Cost-Average-Effekt helfen, Verluste zu begrenzen, da bei niedrigen Kursen mehr Anteile gekauft werden. In langfristig steigenden Märkten ist die Einmalanlage jedoch fast immer im Vorteil.
Rotes, minimalistisches Icon, symbolisiert eine Idee in Form einer Glühbirne.
intern Icon Bilderpool

Fazit

Der Cost-Average-Effekt ist ein nachvollziehbares und technisch korrektes Konzept, das Anlegern hilft, Kursschwankungen zu nutzen und den Durchschnittspreis ihrer Investitionen zu glätten. Wissenschaftlich betrachtet führt der Effekt jedoch nicht automatisch zu einer höheren Rendite als andere Strategien, insbesondere nicht im Vergleich zur Einmalanlage. 

Für Anleger, die regelmäßig sparen möchten, ist der Sparplan mit Cost-Average-Effekt dennoch ein sinnvolles Instrument, um diszipliniert und ohne Markttiming langfristig Vermögen aufzubauen. Wer jedoch bereits eine größere Summe zur Verfügung hat und einen langen Anlagehorizont besitzt, sollte die Einmalanlage bevorzugen, um das Renditepotenzial voll auszuschöpfen.

Risikohinweis

Eine Investition in Fonds/ETFs unterliegt bestimmten Risiken. Als mögliche Risiken kommen Kursschwankungs- und Kursverlustrisiken, Bonitäts- und Emittentenrisiken, Wechselkurs- oder Zinsänderungsrisiken in Betracht. Diese Risiken können einzeln und kumuliert auftreten. Frühere Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Weitere Risiken entnehmen Sie unseren Risikohinweisen unter  www.morgenfund.com/de/rechtliches/risikohinweis.

Disclaimer

Die in dem Newsletter bereitgestellten Informationen und Inhalte, insbesondere Einschätzungen/Bewertungen zu Wertpapieren oder Veröffentlichungen wurden redaktionell aufbereitet und dienen lediglich (allgemeinen) Informationszwecken. Sie stellen weder eine individuelle Anlageberatung und damit auch keine (persönliche) Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren, Terminkontrakten oder sonstigen Finanzinstrumenten dar, noch sind sie eine Aufforderung zur Abgabe eines Angebotes zum Kauf/Verkauf von Wertpapieren und sonstigen Finanzinstrumenten. Die bereitgestellten Informationen können eine individuelle anlage- und anlegergerechte Beratung nicht ersetzen. Die Informationen dürfen weder ganz noch teilweise vervielfältigt, an andere Personen weiterverteilt oder veröffentlicht werden. Sie sind ausschließlich für Kunden, die ihren Wohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland haben bestimmt. Nicht zugriffsberechtigt sind insbesondere Kunden/Personen, die ihren Wohnsitz in den Vereinigten Staaten von Amerika oder Kanada haben.